Reflexionen der Vergangenheit
Mit freundlicher Genehmigung der Volksstimme Harz | Von Jörn Wegner
Diffus wirken die Bilder, die Marsha Dunstan im Schraube-Museum im Rahmen der Halberstädter Biennale ausstellt. Dissolve heißt der Titel der Foto-Schau, der im Deutschen etwa auflösen oder zerfließen bedeutet. Die Fotografin Marsha Dunstan lebt und arbeitet in den Londoner Docklands. Die Gegend im Osten Londons ist Gegenstand ihrer Bilder. Wo früher Schiffe angelegt und Hafenarbeiter Waren aus aller Welt gelöscht haben, ragen heute Hochhäuser aus Glas und Stahl mit Büros der Finanzwirtschaft und teuren Wohnungen in den Himmel.
Marsha Dunstan hat die Spiegelbilder der Hochhäuser im Wasser der alten Hafenbecken fotografiert. Das Ergebnis sind wellig-verschwommene Fassadenansichten. Mit den Bildern begehe die Künstlerin eine Grenzüberschreitung zwischen dem alten und dem neuen
Großbritannien, sagt Biennale-Kuratorin Ilka Leukefeld. In den Londoner Docks floss einst der Reichtum des Britischen Empires in Form von Waren aus den Kolonien an Land. Das neue Großbritannien hat seine wirtschaftlichen Zentralen auf den Mauern der Docks des Industrie- und Kolonialzeitalters aufgebaut. So zeigen die Bilder nicht nur zerfließende Wasserreflexionen, sondern auch Bilder, auf denen alte Hafenkräne mit neuen Glasfassaden ineinander übergehen.
Auch wenn die Fotos künstlich aussehen, seien sie doch nicht verfremdend bearbeitet, sagt Ilka Leukefeld. Es seien echte Fotografien, die im Nachhinein nur leicht überarbeitet wurden.