Jüdisches Museum - Jubiläum mit neuen Stücken: Bei Festakt wird Arbeit gewürdigt
Mit einem Festakt haben Gäste aus den USA und Israel gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgeloh (SPD) das zehnjährige Bestehen des Halberstädter Berend Lehmann Museums für jüdische Kultur und Geschichte gewürdigt.
Dessen Namensgeber, der bekannte Hofjude August des Starken Issachar Berend Lehmann (1661-1730), gilt als eine der schillerndsten jüdischen Persönlichkeiten der Domstadt. Im Halberstädter Rosenwinkel ließ Lehmann die Klaus errichten, ein Studierhaus mit einer theologischen Schriftensammlung, aus dem bedeutende Talmudgelehrte und Rabbiner hervor gingen.
Minister Dorgeloh würdigte gestern die Arbeit des Hauses, das zur Moses Mendelssohn Akademie gehört. Das Museum, das bis heute über 100 000 Gäste aus 17 Ländern besuchten, dokumentiert die wechselvolle Geschichte der Juden im deutschen Raum am Beispiel der Geschichte des Absolutismus und der preußischen Toleranzpolitik.
Jutta Dick, Direktorin der Moses Mendelssohn Akademie, betonte gestern Mittag im MZ-Gespräch, dass das Museum sich zu einem ganz wesentlichen Standort entwickelt habe. "Allein 2011 sind 20 Angehörige von alten Halberstädter jüdischen Familien bei uns zu Gast gewesen. Sie erfuhren in den vergangenen Jahren, unsere Türen stehen ihnen immer offen. Da braucht es kein Jubiläum."
Vergangene Woche besuchte Benjamin Pappenheimer die Halberstädter Grundschule wieder, die nach seiner Tante, der ermordeten Miriam Lundner benannt ist. Auch er steuerte ein Jugendbildnis und ein Hochzeitsfoto seiner Mutter für die riesige Fotoerinnerungswand des Museums bei. Diese Woche zählt zu den Gästen auch der heute 78-jährige Michael Maor. Der in Halberstadt geborene ehemaliger Fotograf und Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad beschaffte einst belastende Unterlagen, die zur Ergreifung des Nazi-Verbrechers Adolf Eichmann führten.
Am Festakt gestern nahm auch der 87-jährige ehemalige israelische Staatssekretär Jakob Hirsch teil, der in Halberstadt geboren wurde und dessen Vater lange Jahre als Jurist in der Halberstädter Metallfirma Hirsch arbeitete. Hirsch ist heute Vorsitzender des Israelischen Freundeskreises der "Aktion Sühnezeichen-Friedensdienste".
Uwe Kraus
(Quelle: Mitteldeutsche Zeitung / Quedlinburg / 24.09.2011)
Bildunterschrift:
Jutta Dick, Direktorin der Moses Mendelssohn Akademie, begrüßt die Gäste anlässlich der Feier zum 10. Geburtstages des Berend Lehmann Museums. Zu den Gästen gehören (v.re.n.li. - erste Reihe) Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgeloh, Herr Hirsch aus Israel, Bernd und Helen Brecher (New York), und Frauke Weiß (MdL).