Das Gute, das man anderen zukommen lässt, bekommt man irgendwann zurück
Mit Kamera und Gehstock, immer den Schalk im Nacken, so werden wohl viele Halberstädter, wie auch ich, ihn gekannt haben: Joseph Lux. Der kleine, drahtig wirkende Mann, war stets auf den Plätzen und Straßen zuhause wo etwas geschah.
Die Stadt ehrte ihn schon zu Lebzeiten und in ihrem Nachruf schrieb sie treffend: Joseph Lux mit seiner Kamera gehörte zum Stadtbild von Halberstadt. Ob Vertreter aus Politik, Wirtschaft oder Kultur alle kannten und schätzten ihn. Seine unzähligen Aufnahmen dokumentieren Stadtgeschichte und sind nicht nur wertvoller Bestandteil der Fotosammlung unseres Stadtarchivs, sondern auch anderer Archive. Am 12. Februar dieses Jahres wäre Joseph Lux 90 Jahre alt geworden. Menschen wie er einer war, aus diesem Schlage, oder Holz geschnitzt, sind rar geworden in unserer Gesellschaft, denn sie werden wegen ihrer Gutmütigkeit oftmals belächelt. Fast täglich riefen einst Leute bei ihm an, um ein Foto aus seinem Archiv zu ordern. Auch aktuelle Fotos gehörten dazu. Viel zu selten nahm er dafür ein Honorar. Er wusste dies, und es machte ihm nichts aus. Es heißt, ein Westpreuße gibt das letzte Hemd her, wenn er einem anderen eine Freude bereiten kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, so sagte er einmal zu mir, dass man das Gute, das man anderen zukommen lässt, irgendwann auch wieder zurückbekommt. Mich verband eine langjährige, kollegiale Freundschaft mit ihm. Oftmals trafen wir uns bei vielen verschiedenen kulturellen Anlässen der Stadt. Wann immer ich einen Zeitungsartikel für die Volksstimme schreiben konnte, freute ich mich, wenn Jo, wie er von seinen Freunden genannt wurde, hierzu ein Foto beisteuerte. Zumeist waren es Fotos aus schwindelerregender Höhe, denn wir erklommen die Türme der Stadt, die Kirchtürme, von Dom-, Liebfrauen-, Johannes- und der Moritzkirche. In letztgenannter war ich zehn Jahre lang stundenweise als Kirchenführer tätig. Jo, der Fotografenmeister, nutzte gerne die Kirche in der Unterstadt als Anlaufstelle, um sich einen Platz von den vielen Kirchenbänken zu suchen, um auszuruhen, oder wie so oft mit mir erzählen zu wollen, über die Dinge des Lebens die einem beschäftigten. Diese Zusammenkünfte zwischen uns wurden vor allem in den letzten Lebensjahren für ihn zu einem festen Bestandteil und er nahm sie gerne an.
Joseph Lux verstarb 2009, am zweiten Tag, nach seinem 83. Geburtstag, in Halberstadt. Er bleibt unvergessen.