Harztheater Halberstadt startet mit moderner Hörtechnik in die Zukunft – Probelauf für mehr Teilhabe
Harztheater Halberstadt startet mit moderner Hörtechnik in die Zukunft – Probelauf für mehr Teilhabe
GANZ verständlich – Neues Audio-System ermöglicht besseres Hören im Großen Haus
Im Großen Haus des Harztheaters Halberstadt ist ein neues Kapitel der kulturellen Teilhabe aufgeschlagen worden: Mit der Testphase eines innovativen Audio-Streaming-Systems startet das Theater in eine hörfreundlichere Zukunft. Eingeladen waren am 17.06.2025 Rehabilitandinnen und Rehabilitanden der Cochlea-Implantat-Reha des Cecilienstifts Halberstadt, Hörgeräteträgerinnen und -träger sowie Mitglieder des Theaterfördervereins. Organisiert und begleitet wurde der Probelauf von der Arbeitsgruppe Bau und Teilhabe des Fördervereins, die sich seit ihrer Gründung vor wenigen Monaten für Barrierefreiheit und Inklusion engagiert.
Bei der Veranstaltung ging es vor allem darum, gemeinsam auszuprobieren, wie das neue System funktioniert. So konnte direkt getestet werden, ob alles reibungslos läuft oder ob es an der einen oder anderen Stelle noch Verbesserungsbedarf gibt.
Auch Fachpublikum war eingeladen: Dr. Jörg Langer, Chefarzt der HNO-Klinik am AMEOS-Klinikum Halberstadt, Intendant Johannes Rieger, Vertreter des Stadtmarketings sowie Elke Selke, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harz begleiteten den Test.
Geplant war ursprünglich die Installation einer klassischen Hörschleife. Doch der technische Leiter des Hauses, Kay Lautenbach, schlug eine modernere Lösung vor: „Die klassische Induktionsschleife hat Schwächen – gerade in älteren Gebäuden wie unserem lässt sie sich nur schwer integrieren. Außerdem ist die Tonqualität oft unbefriedigend. Deshalb haben wir uns für ein zukunftsfähiges WLAN-basiertes Audio-Streaming-System entschieden.“
Die neue Technik funktioniert über das eigene Smartphone und eine spezielle App, die sich mit dem Hörgerät oder Kopfhörern verbindet. Besucherinnen und Besucher wählen im Theater das WLAN „Großes Haus Halberstadt“, aktivieren den Audiostream – und können sofort den Bühnenton klar und störungsfrei empfangen. Noch ist die WLAN-Abdeckung nicht im gesamten Saal vollständig gewährleistet – doch der Ausbau ist in vollem Gange.
Die Investition für das System in Höhe von rund 10.000 Euro wurde durch den Verein zur wissenschaftlichen Förderung der HNO-Heilkunde Halberstadt e. V. ermöglicht.
Die Reaktionen der Teilnehmenden reichten von anfänglicher Skepsis bis hin zu spürbarer Begeisterung: „Das ist Wahnsinn!“, rief Ralf Wittenberg aus Langelsheim, der sich derzeit im Cecilienstift in Halberstadt zur Reha befindet. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Hörerlebnis im Theater je wieder so intensiv erfahren kann.“ Der CI-Träger hatte erst kürzlich eine Operation im AMEOS-Klinikum erhalten und war sichtlich gerührt. „Wenn meine Kur vorbei ist, nehme ich den Spielplan mit – und komme ganz sicher wieder!“
Auch der Theaterförderverein zeigt sich hochzufrieden mit dem gelungenen Auftakt. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen – unabhängig von Einschränkungen – wieder aktiv am kulturellen Leben teilhaben zu lassen“, sagte Dr. Jörgen Kohl, Vorstandsmitglied des Fördervereins und Mitinitiator des Projekts. „Mit dieser Technik öffnen wir die Türen des Theaters ganz neu – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.“
Das Harztheater gehört mit dieser Technik zu den Vorreitern in Deutschland. Ein Artikel in der Fachzeitschrift Schnecke der DCIG beschreibt aktuell, wie viele Theater noch mit veralteten Induktionsschleifen arbeiten – während Halberstadt bereits den nächsten Schritt geht. Auch neue Einsatzmöglichkeiten sind denkbar: Das System kann perspektivisch als mobile Dolmetscheranlage genutzt werden, etwa bei internationalen Veranstaltungen oder Lesungen.
Mit dem neuen Audio-Streaming-System wird der Theaterbesuch für Menschen mit Hörhilfen endlich wieder uneingeschränkt möglich. Halberstadt setzt damit ein deutliches Zeichen für kulturelle Teilhabe – GANZ verständlich.
© Stadt Halberstadt, 17.06.2025