Geschichte der Spiegelsberge

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| Wer war Spiegel? |

Ernst Ludwig Christoph Spiegel zum Desenberg wurde am 22. Februar 1711 in Gießen geboren. Seine Familie entstammte einem sehr alten Adelsgeschlecht, das bereits im 13. Jahrhundert nachweisbar ist. Mit 11 Jahren wurde Spiegel an der Universität in Gießen immatrikuliert. Das war selbst für damalige Zeiten sehr früh.

Mit 19 Jahren wurde er Kornett im hessisch-kasselschen Militärdienst. Schon mit 20 Jahren wurde er durch Vermittlung seines Onkels Domherr in Halberstadt. Spiegel heiratete im Jahr 1749 Ehrengard Melusine Johannna Spiegel von Peckelsheim, eine entfernte Verwandte. Die 1728 geborene junge Frau war Erbtochter zu Seggerde und übernahm im Jahr 1768 den ihr nachgelassenen Besitz. Im Schloss zu Seggerde wurden auch ihre Kinder geboren, von denen nur der Sohn Werner Adolf Heinrich die Eltern überlebte.

Am 25.09.1753 wurde Spiegel aus der Mitte der Domherren des Halberstädter Domstiftes zum Domdechanten gewählt. Neben dieser Aufgabe bekleidete er das Amt eines Propstes der beiden Halberstädter Stifte St. Peter und Paul und Unserer Lieben Frauen. Aus der beruflichen Zusammenarbeit mit dem Domsekretär Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 -– 1803) entstand im Laufe von über 30 Jahren eine herzliche Freundschaft.

Das heutige städtische Museum war Spiegels Kurie, sein Wohnhaus. .

Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Kupferstich von J G. W. Weise, um 1790

 

 

 

 

 

 

 




Seit dem Jahre 1759 nahm Spiegel auch die Position des Seniors der Spiegel-Desenbergschen Sippe ein und wurde als solcher 1765 mit Burg und Herrschaft Desenberg belehnt. Spiegel war ein begeisterter Jäger und ließ sich bis ins hohe Alter mit Vergnügen zu Jagden einladen. Besonders gern nahm die Einladungen des Grafen zu Stolberg-Wernigerode und des Fürsten von Anhalt-Bernburg an. Im Harz erinnern noch heute die Jagdhäuser "Spiegelslust", östlich der Ilsefälle, "Ernstburg", zwischen Ilse und Ecker und "Spiegelshaus", in der Nähe des Bremer Teiches an den Halberstädter Domdechanten.

Von Zeitgenossen wird er als ein heiterer, aufgeschlossener und geselliger Mensch beschrieben, der stets gastfreundlich war und vergnügliche Gespräche liebte. Das Wesen Spiegels trug die Prägung des Philanthropen, –des echten Menschenfreundes.

Sein außerordentlich gutes Verhältnis zum preußischen König kam der Entwicklung des Domstiftes zu Gute. Die Wertschätzung zeigte sich unter anderem in der Ernennung Spiegels zum Kammerherrn und Geheimen königlichen Rat. Spiegel zu Ehren stiftete der preußische König für die Halberstädter Domherren einen neuen Orden, den St. Stephansorden. Im Jahr 1754 bekam Spiegel diese Auszeichnung als erster verliehen.

Zu Spiegels 50. Jubiläum als Domherr und zu seinem 70. Geburtstag wurde 1781 eine Gedenkmünze geprägt. Das dauerhafteste Denkmal setzte sich Spiegel mit der Anlage der Spiegelsberge selbst.

Anna Louisa Karsch, Ölgemälde von K. Ch. Kehrer, 1791


Am 29. März 1783 schrieb Gleim an Anna Louisa Karsch über den Gesundheitszustand Spiegels: "... Diesmal, hoff` ich, behalten wir den braven Mann, aber ich fürchte, daß die Krankheit nicht völlig gehoben ist. Er wirft sehr aus! und glaubts nun selbst, daß es eine Lungenkrankheit ist. Wir wollen das Beste hoffen. Seines gleichen gibts, glaub ich, nicht einen mehr"

Ernst Ludwig Christoph Spiegel zum Desenberg starb am 22. Mai 1785 während einer Reise in Wetzlar.

 

 

 

 

 

 

 

Bereits im Jahr 1786 rief Gleim eine jährlich am 22. Mai stattfindende Spiegelgedenkfeier ins Leben. An diesem Tag vergnügten sich Kinder und Jugendliche bei Kaffee und Kuchen, bei fröhlichem Gesang und ausgelassenem Spiel in den Spiegelsbergen. Höhepunkt des Tages war die Prämierung des besten Gedichtes, das in einem Wettbewerb ermittelt wurde. Gedenkfeiern zu Ehren Spiegels fanden bis 1944 statt. Nach dem Krieg wurde diese Tradition bis zum Jahr 2002 nicht fortgeführt. Seitdem finden wieder jährlich Spiegelgedenkfeiern statt.


Die Spiegelsberge

Blick auf die Spiegelsberge, Lithografie C. Robolsky, 19. Jh.


Im Jahr 1761 erwarb Spiegel eine südlich von Halberstadt gelegene Hügelkette, die so genannten Kattfußberge. Die Dichterin Anna Luisa Karsch bezeichnete im September 1761 die Hügel südlich von Halberstadt als eine mit Gras- und Disteln bewachsene Anhöhe.


Nicht zuletzt auf Anregung Gleims und Anna Luisa Karschs begann Spiegel 1763 mit der Aufforstung des Geländes und ließ nach und nach die Bauten errichten, die für einen Park in der Mitte des 18. Jahrhunderts typisch waren. Den Landschaftspark schmücken vielfältige Parkarchitekturen, wie die Eremitage (1772) zur beschaulichen Besinnung, das Belvedere (1782) als Aussichtsturm und das Mausoleum (1783). Auf dem Bergkamm wurde 1780/82 das Jagdschloss erbaut.

Die Anlage wurde von keinem Gartenarchitekten geplant. Der Park entstand nach den Vorstellungen Spiegels, der etwa 30.000 Taler dafür ausgab.

Beeinflusst von den Ideen der bürgerlichen Aufklärung, die ihm durch Gleim und dessen Freunde nahe gebracht wurden, öffnete Spiegel schon 1771 seinen Park für die Halberstädter Bevölkerung.

Nach Spiegels Tod erbte sein Enkel Werner Friedrich Julius Stephan Spiegel (1803 – 1877). Im Sinne seines Großvaters und auf der Grundlage neuer Ansichten veränderte er die Spiegelsberge in erheblichem Maße. Nach dem Tod Werner Spiegels, der ohne Erben starb, wurde die Anlage wenig oder gar nicht mehr gepflegt, bis schließlich im Jahre 1903 der Magistrat der Stadt Halberstadt die Spiegelsberge kaufte. Seither ist das Gelände städtischer Besitz.

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