Die Täufer als Freiheitsbewegung im 16. Jahrhundert
Die Täufergemeinschaft von Halberstadt 1535
Im Themenjahr „Reformation und Toleranz musste sich die Evangelische Kirche in Deutschland auch den Schatten der Reformation stellen. Die Geschichte der Täufer gehört dahinein. In Halberstadt erinnert seit März 2023 eine Gedenktafel an 3 ermordete Täufer die am 8. Oktober 1535 durch Ertränken in der Bode hingerichtet wurden.
Hans Höhne
Adrian Richter
und eine Frau aus der täuferischen Gemeinde
Der Rechtsrahmen: Mandat Kaiser Karls V. 1529 auf dem Reichstag zu Speyer
„dass alle und jede Wiedertäufer und wiedergetaufte Manns- und Weibspersonen verständigs alters vom natürlichen leben zum tod mit dem feuer, schwerd oder dergleichen, nach gelegenheit der personen ohn vorgehend der geistlichen richter inquisition gericht und gebracht werden“
Die Reformatoren zum Umgang mit den Täufern Melanchthon 1531
„Wo Anabaptisten begriffen werden, dass man fleyssig danach frage, … welche Artikel sie haben; Wo man nu befindet, dass sie verbotene Artikel haben, mag man sie mit dem Schwert strafen, als diejenigen, so conventicula angerichtet haben wider meines gnädigen Herrn oeffentlich ausgegangen Mandat.“
Die Lehren der Täufer
- Kirche als Gemeinschaft der Geliebten Gottes
- Bildung von freien Gemeinden
- Kirchenkritik gegenüber Katholiken und Lutheranern
- Unmittelbarer Zugang zu Gott
- Trennung von Staat und Kirche
- Gewaltlosigkeit, Bereitschaft zum Martyrium
- Taufe Erwachsener als Bekenntnis
Zeittafel
1517 – Beginn der Wittenberger Reformation
1521 – Unruhen in Wittenberg
1525 – Bauernkrieg, Entstehung des Täufertums in der Schweiz
1527 – Ausbreitung des Täufertums in Mitteldeutschland
1529 – Reichstag in Speyer: Mandat Kaiser Karls
1530 – 1540 Ausbreitung des Luthertums im Bistum Halberstadt
1534 - „Gottesstaat “ in Münster, Verfolgung der Täufer im Südharz
1535 Bildung einer täuferischen Gemeinschaft in Halberstadt
Tatort Halberstadt – der Täuferkrimi in der Domstadt 1535
![]() |
Februar: Flucht von Täufer Georg Knoblauch aus Emseloh bei Sangerhausen |
![]() |
Das Urteil Kardinal Albrechts im Landeshauptarchiv LHSA A 13 Nr. 839
|
![]() |
Februar: Anmietung eines „Pfaffenhäusleins“ Unter den Weiden März: Eintreffen weiterer Täufer, Aussendung von Aposteln bis Mühlhausen Ostern:Taufen im Haus (Anna Scheidemantel und Grete Reusse) durch Heinz Kraut Juli: Feier des Abendmahls mit 18 Personen - 2 Hochzeiten August: Geburt des Kindes von Grete Reusse, Anna Scheidemantel hochschwanger |
![]() |
August: Wohnungsverweis durch Vermieterin, Umzug in den Grauen Hof |
![]() |
1. September Hinweis auf Täufer an Kardinal Albrecht durch Herzog Georg von Sachsen, Nachfrage in Halberstadt |
![]() |
13. September Untersuchung im Grauen Hof: 2 Frauen und 6 Kinder befragt nach ihrem Glauben 13. Sept. 13 Uhr – Erscheinen von Hans Höhne und Petronella. Festnahme. Gemeinsames Klagen u. Beten. |
![]() |
14. September 1. Verhör zur Güte von Hans Höhne und Petronella – Bericht an Kardinal Albrecht. |
![]() |
20. September 2. Verhör zur Güte auf Geheiß von Kardinal Albrecht. Bekenntnis zum eigenen Glauben. |
![]() |
20. September Zeitgleiches Eintreffen von Adrian Richter und Anna Reichard im Grauen Hof
|
![]() |
20. September Verhaftung von Adrian Richter, Bereitschaft, um Christi willen den Tod zu erleiden |
![]() |
25. September Befehl Kardinal Albrechts, die Sache zu verziehen. Auftrag an Weihbischof, Gespräche mit Gefangenen zu führen |
![]() |
1. Oktober Bereitschaft zur Rückkehr in die kath. Kirche bei Anna Scheidemantel u. Grete Reusse |
![]() |
8. Oktober Weisung Kardinal Albrechts zum peinlichen Verhör in Gröningen |
![]() |
8. Oktober …falls kein Abschwören vom Täufertum – „Ersäufen in der Bode“ Für ihren Glauben gestorben:
|
![]() |
Begnadigung von zwei Frauen aufgrund von Widerruf. Unklarer Grund für Verschonung von Anna Reichardt |