BCKategorie 21.09.2015 09:27:53 Uhr

IBA - Standort Absthof

Absthof

Der Abtshof war geprägt durch den Wechsel von platzartigen Aufweitungen und engen Straßenabschnitten und einen fast rechtwinkligen Knick. Mit der Tordurchfahrt von Unter den Weiden und den drei erhaltenen Linden war es ein Stück Altstadt wie aus dem Bilderbuch.

In den 1980er Jahren wurde fast der gesamte Bestand dem Abriss geopfert - seitdem liegt die Fläche brach und wird lieblos benutzt: als Lagerplatz für Pflastersteine, als Abstellplatz für Autos, und für illegale Müllablagerungen. Passanten hasten eilig über diesen ungemütlichen Ort.

Bauvorhaben mehrerer Investoren sind seit 1990 gescheitert. Von einem Studenten (im Vergleich zum Domplatz als "guter Stube") als "Rumpelkammer" der Stadt bezeichnet, fristete der Abtshof ein trauriges Dasein noch nachdem Häuser in der Umgebung saniert und Baulücken geschlossen waren. In der schieren Größe des Geländes und in seinen fragmentierten, unklaren Rändern ist die willkürliche Zerstörung des Quartiers noch gegenwärtig.

Vorlesepicknick auf dem Absthof 09.05.2007Daher schien es im Rahmen des IBA-Prozesses angebracht, die Raumgrenzen hervorzuheben, die Leere gewissermaßen einzurahmen. Am 2. Mai 2007 begann die IBA-Aktionswoche, das Gelände am Abtshof wurde gesperrt. Zusammen mit Studierenden der Hochschule Harz wurden die Ränder, Zäune, Brandmauern, Fassaden mit Baulampen umstellt und das Gelände mit einem gleichmäßig über die gesamte Brachfläche laufenden Netz von Karrees aus Kreide (3 x 5 m) zu überziehen. Diese Markierung des Grundes und das Blinken der Baulampen hoben den leeren Raum am Abtshof bei Tag und bei Nacht von dem umliegenden städtischen Raum ab.

Viele Halberstädter fragten sich in der Folge, was hier geschieht und was für den Ort wünschenswert wäre.
Diese Fragen und möglichen Antworten sind in filmischen Interviews zum Teil festgehalten worden. Am letzten Abend der Aktionswoche wurde von Künstlern des Nordharzer Städtebundtheaters ein Vorlesepicknick gestaltet, bei dem sich Leser und Besucher frei über den Abtshof gruppierten und das leere Gelände mit Leben erfüllten. Auf positive Weise konnte die Bedeutung dieses Ortes für das sensible Gefüge der Altstadt erfahrbar werden.

Den Abtshof als Potenzial der Stadt und als wertvollen Lebensraum zu entdecken, sollte diese Aktion wie auch die nachfolgende Architektenwerkstatt unterstützen. Der Eigentümer war in den gesamten Prozess eingebunden und hat eines der beteiligten Architekturbüros mit der Planung der Wohnungen an diesem Standort beauftragt. Die Stadt hat parallel dazu den Bebauungsplan entwickelt, der das Baurecht an dieser Stelle regelt. 2010 sollen die archäologischen Untersuchungen erfolgen und der Rohbau errichtet werden.

Es werden 28 Wohnungen entstehen, die Autos werden in einer Tiefgarage untergebracht, damit ein ruhiger grüner Wohnbereich entsteht.

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