BCKategorie 21.09.2015 09:27:53 Uhr

Das große Tafelreliquiar

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Dom + Domschatz Neupräsentation Domschätze
Sachsen-Anhalt
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Wertvoller als Gold und Edelsteine

Um 1225. Silber, Gold, Perlen, Email, Halbedelsteine über einem Holzkern.

Tafelreliquiar - Bildrechte: Dom und Domschatzverwaltung

Den Kern des Halberstädter Domschatzes bildet ein umfangreicher Bestand an Reliquien. Reliquien – das sind Körperpartikel von Heiligen oder auch Gegenstände, die mit Heiligen in Berührung gekommen sind. In diesen Überresten, so hoffte man, wirke etwas von der Kraft der Heiligen weiter und vermittele sich an die Gläubigen. Für den mittelalterlichen Menschen waren Reliquien wertvoller als Gold und Edelsteine.

Seit der Bistumsgründung im frühen 9. Jahrhundert wuchs der Reliquienschatz des Halberstädter Domes Schritt für Schritt an. Bedeutenden Zuwachs erhielt der Reliquienschatz im August 1205, als Bischof Konrad von Krosigk vom 4. Kreuzzug nach Halberstadt zurückkehrte. Konrad war 1204 an der Plünderung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer beteiligt gewesen. Zu den Beutestücken, die daraufhin nach Halberstadt gelangten, gehört u. a. eine Kreuzreliquie "von nicht geringer Größe".

Holz vom Kreuz Christi, also vom Marterwerkzeug des Gottessohnes, galt als kostbarste Reliquie überhaupt. Um das Kreuzesholz seiner Würde entsprechend aufbewahren zu können, wurde um 1225 eine große goldene Reliquientafel in Auftrag gegeben. Besetzt mit Filigran aus Golddrähten, mit Perlen, Emailletäfelchen und Halbedelsteinen, gehört die Tafel noch heute zu den wichtigsten Stücken des Halberstädter Domschatzes. Zur Ausschmückung des Reliquiars wurde eine Reihe älterer Pretiosen verwendet, darunter ein karolingischer Siegelstein und ein Löwenkopf aus Bergkristall, der im fatimidischen Ägypten entstanden ist.

Unter einer Platte aus geschliffenem Bergkristall ist im zentralen Fach der Tafel die Kreuzreliquie sichtbar. Im Schnittpunkt der Holzspäne zeugt ein byzantinisches Silberplättchen mit Kreuzigungsdarstellung von der Herkunft der Reliquie aus Konstantinopel und damit von jenem Teil des Wahren Kreuzes, der unter Kaiser Konstantin aus Jerusalem in die neue Hauptstadt gebracht worden war. Oberhalb des Kreuzesholzes sind weitere Herrenreliquien eingelegt - ein Dorn aus der Dornenkrone, eine Partikel "vom Leib des Herrn" und nochmals mit Silber umkleidetes Kreuzesholz.

Die zwölf runden Fächer, die das Mittelfach umgeben, enthalten Partikeln der zwölf Apostel, die auf diese Weise sinnbildlich um die Herrenreliquien im Zentrum herum versammelt sind. Auch diese Fächer sind mit geschliffenen Bergkristallplatten abgedeckt, um eine Schau der Reliquien zu ermöglichen.

Das Tafelreliquiar mit seinen kostbaren Reliquien wurde in der Schatzkammer am Halberstädter Dom sicher verwahrt. Nur an wenigen hohen Feiertagen im Jahr wurde die Tafel zur Verehrung im Dom ausgesetzt. Die Reliquien als ganz handfeste, dingliche Zeugen halfen den Gläubigen dann, die Passion Christi zu memorieren.

Nähere Informationen:
Dom und Domschatz Halberstadt
Claudia Becker (Öffentlichkeitsarbeit)
Domplatz 16a
38820 Halberstadt
Tel. 03941-24237
mail@dom-und-domschatz.de
http://www.dom-und-domschatz.de/

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