Ehrenbürger Jzchak Auerbach gibt Halberstädter Platz den jüdischen Namen "Willy Cohn"
"Es ist eine Freude für mich, dass die Erinnerungskultur in meiner Geburtsstadt von Jahr zu Jahr wächst, und dass in Zukunft dieser Platz den Namen eines jüdischen Mannes tragen wird, der diese Stadt geliebt hat und in ihr verwurzelt war", lauteten die Worte des emotional gerührten Jzchak Auerbach, nach der Enthüllung des Namensschildes "Willy Cohn" für das Forum an der Hochschule Harz Ecke Schmiedestraße/Unter den Zwicken. Halberstadts Ehrenbürger Jzchak Auerbach und Itai Cohn, ein Großgroßneffe des Namensgebers enthüllten am 27. August gemeinsam mit Oberbürgermeister Andreas Henke und mit dem Kulturausschussvorsitzenden Jürgen Jüling im Beisein zahlreicher Halberstädter das blaue Schild.
Bisher gab es in Halberstadt keinen Platz, der den Namen eines jüdischen Mitbürgers trägt. Willy Cohn war Eigentümer und Geschäftsführer des seiner Zeit bekannten und beliebten Warenhauses in der Schmiedestraße 31-34. Er war nicht nur Kaufmann, sondern auch viele Jahre lang ehrenamtliches Mitglied des Stadtrates und mehrerer städtischer Ausschüsse. Außerdem war er ein großer Wohltäter der Stadt und ihrer Bürger. Sein Warenhaus wurde 1940 durch die Nationalsozialisten enteignet. In Würdigung für diesen jüdischen Mitbürger fasste der Stadtrat am 10. Juli dieses Jahres den Beschluss zur Namensgebung "Willy-Cohn-Platz".
"Straßen und Platznamen dienen nicht nur der räumlichen, sondern vor allem auch der geistigen Orientierung. Wir haben die Pflicht des Erinnerns, des Mahnens und des Wachhaltens, so dass sich der dunkelste Teil deutscher Geschichte nicht wiederholt", hob Halberstadts Oberbürgermeister während seiner Ansprache hervor.
Für Jzchak Auerbach, dem letzten in Halberstadt geborenen Juden und Sohn des letzten Rabbiners Hirsch Benjamin Auerbach in dieser Stadt fand nach dem Rundgang durch die Hochschule Harz und zum Mahnmal am Dom ein herzlicher Empfang im Rathaus anlässlich seines 70. Geburtstages statt.
Anlässlich seines 60. Geburtstages hatte die Stadt Halberstadt Jzchak Auerbach die Ehrenbürgerschaft angetragen, die ihm im August 1998 durch die damaligen Repräsentanten der Stadt nach Tel Aviv überbracht worden ist. Kommen konnte es zu dieser Ehrung nur auf Grund der langjährigen intensiven Kontakte zwischen den Halberstädtern Werner Hartmann und Dr. Martin Gabriel zu ihm. Auch der nach 1990 gegründete "Verein zur Bewahrung jüdischen Erbes und Kultur in Halberstadt und Umgebung e.V." spielte dabei eine Rolle.
Daran wurde im Ratssaal erinnert. Hier gratulierten neben zahlreichen Halberstädtern, die je eine Rose überreichten, auch die Schülerinnen und Schüler der Grundschule "Miriam Lundner" dem Ehrenbürger. Sie hatten für ihn ein Programm mit Liedern und einem hebräischen Tanz vorbereitet und schenkten am Ende ihrer Präsentation Regenbogenbilder.