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Über die Sinnhaftigkeit von Verweisungen

Geschichten aus der Bibliothek

Vorweg ein paar fachliche Infos, damit Sie der Story folgen können:
Bibliothekare haben ein Faible für „Einheitlichkeit“, wir arbeiten deswegen bei der Erfassung von Medien im Prinzip immer mit sogenannten „Normdaten“. Das heißt im Grunde genommen nichts anderes, als dass Katalogaufnahmen in so ziemlich jeder Bibliothek gleich aussehen sollen. Und wir normen erbarmungslos alles, was sich nicht rechtzeitig retten kann: Verlage, Personennamen, Schlagwörter (für die inhaltliche Erfassung).

Solchen Unfug wie das im Social-Media-Bereich verbreitete „Taggen“, bei dem jeder einfach schreibt, was er will und für richtig hält, fangen wir gar nicht erst an … (obwohl ich auch da eine gewisse „Normierung von Trendtags“ beobachte – vielleicht ist es nicht die bibliothekarische Genauigkeit, die uns antreibt, sondern die deutsche oder gar die [Specialwitz für Bibliotheksbackgrounder:] preußische?)

Jedenfalls gipfelt unser Hang zur Einheitlichkeit und Normierung in der GND (Gemeinsame Norm-Datei), in der alle wichtigen Begriffe schön gesammelt und mit allen wichtigen Verweisungen (z. B. abweichende Schreibweisen von Namen oder Pseudonyme) aufgeführt sind. Natürlich funktioniert das mit der Einheitlichkeit auch nur, wenn wir uns penibel an die Vorgaben der GND halten, was wir selbstverständlich nicht tun, wenn wir meinen, für die nutzerfreundliche Erfassung noch ein bis zwei Verweise mehr zu benötigen – dass wir jemals eine Verweisung weggelassen hätten, glaube ich eigentlich nicht … obwohl es im nachfolgenden Fall vielleicht doch ganz sinnvoll gewesen wäre …

Montagmorgen, letzte Woche vor den Ferien: Eine 7. Klasse besucht die Bibliothek, um an einer Bibliotheksrallye mit Actionbound teilzunehmen. Eine Aufgabe ist es, einen Film mit Elyas M’Barek zu finden – offiziell, damit sie die Personensuche üben und der Beweis erbracht ist, dass sie dort auch nach Schauspielern suchen können, inoffiziell macht es einfach irrsinnig Spaß, zu sehen, wie Grüppchen von bis zu drei Schülern schimpfend am OPAC sitzen und sich aufregen, weil sie den Apostroph nicht finden.
Während die Schüler emsig durch die Bibliothek huschten und was das Zeug hielt Aufgaben lösten, schlenderte auch ich gemütlich durch die Bibliothek: Erstens kann ich die Grüppchen gegebenenfalls bei kleinen Schwierigkeiten unterstützen, zweitens sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass wir nach der Veranstaltung unsere iPads von Dick-Pics befreien müssen, exponentiell, wenn die Möglichkeit besteht, erwischt zu werden.
Jedenfalls kam ich während meines Kontrollgangs an einem OPAC vorbei, der für die Suchanfrage „M’Barek, Elias“ keine Treffer bot – wie frustrierend musste es für die Schüler gewesen sein, den Apostroph zu finden und am Ende doch keine Treffer zu erhalten? Und ich dachte nur: „Ok, das hätte mir aber auch passieren können. Wieso haben wir da keinen Verweis für andere Schreibweisen drin?“
Da ich ja nicht problem- sondern lösungsorientiert arbeite, öffnete ich nach der Veranstaltung direkt das Dienstprogramm, um die Verweisung zu ergänzen. Und was musste ich feststellen? Es ist nicht so, dass es zu Elyas M’Barek keine Verweisung gibt … es ist nur eine andere als die, die ich logisch gefunden hätte: M’Barek, Eliarsch –
Ich dachte: „Da hat sich bestimmt jemand krass vertippt.“, habe aber, dienstbeflissen wie ich bin, erstmal die GND konsultiert – mit dem gleichen Ergebnis! Keine Verweisung für M’Barek, Elias, dafür aber M’Barek, Eliarsch – klar, jetzt, da ich näher drüber nachdenke, ist das sicherlich naheliegend, halt, Moment, nein, ist es nicht! Ist das irgendein Dialekt? Spricht man das in Österreich so und daher der Verweis?
Ich weiß es nicht, aber ich weiß, wer es bestimmt weiß: die Jungs von Google und als Informationsspezialist weiß ich mir ja schließlich zu helfen. Ich suchte also nach „Eliarsch M’Barek“ – ich wollte wirklich wissen, woher die GND das nimmt.
Eine wirkliche Quelle für diese Verweisung habe ich tatsächlich nicht gefunden – und ich gebe eigentlich nicht schnell auf, aber die besagte Suchmaschine war so freundlich, mich auf einen Fehler hinzuweisen: „Ergebnisse für elyarsch m'barek“ und höret, höret: das stand genauso auf den Plakaten der „Fack ju Göhte“-Reihe.
Rätsel gelöst, Sherlock Librarian hat den Fall geknackt – wobei mir immer noch nicht klar ist, weshalb es dann die Schreibweise mit „i“ geschafft hat – aber wir haben uns entschieden, die Verweisungen jetzt zu vervollständigen und sowohl „Elias“ auch „Elyarsch“ ergänzt. Karoline Herfurz haben wir übrigens auch :)

Und ich hab' jetzt echt Bock, die „Fack ju Göhte“-Filme zu gucken – Sie vielleicht auch? Die stehen bei uns unter Komödie – das ist übrigens eine Entscheidung, die ich absolut teile …

PS: In diesem Blog befindet sich – auch wenn es stellenweise anders anmutet – keine Produktplatzierung.

PPS: Auf unserer Instagram-Seite finden Sie eine ausführliche Dokumentation unserer Recherche, wenn Sie denn möchten ... ;)

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