Sport, zum Zweiten

Liebe Leser,

das eine Turnier ist gerade beendet – im Finale der Europeada haben die Südtirolerinnen die Nordfriesinnen mit 11:1 besiegt. Nun steht das nächste sportliche Großereignis vor der Tür. Nun gut, nicht gerade vor der Tür. Dazu ist Paris ein bisschen zu weit weg und Tahiti liegt sogar für die allermeisten Franzosen nicht um die Ecke. Aber ich surfe auch eher im Internet als auf dem Wasser.

Insgesamt hält sich mein sportlicher Ehrgeiz ein bisschen in Grenzen. Man kann ja alternativ darüber lesen. Mein Buchtipp zu Olympia 2024 ist darum "Meine Olympiade“ von Ilija Trojanow. Der Untertitel „Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen“ lässt erahnen, dass es anstrengend wird – zumindest für den Autoren. Nach den Spielen in London 2012 beschloss er, bis Rio 2016 quer durch die olympischen Sommersportarten zu springen, zu rennen, zu turnen - Ideen gibt's ... surprised Und das noch mit dem Ziel, jeweils wenigstens halb so gut abzuschneiden wie der entsprechende Olympiasieger. Spoiler: das hat nicht immer geklappt. Aber wie soll man halt auch ein Resultat erzielen, das halb so gut ist wie 0 Fehlschüsse – ob nun Anfänger oder nicht.
Erste Herausforderung: Menschen zu finden, die bereit waren, ihm in kürzester Zeit die Grundlagen dessen beizubringen, was im Wettkampf gebraucht wird. Im Schießsport zeigte man sich verständlicherweise etwas misstrauisch gegenüber dem Mann, der aus heiterem Himmel anfragte, ob er wohl mal kurz an der Waffe üben dürfte.
Immerhin hat Herr Trojanow sich mehr mit den Sportarten beschäftigt als ich. Die Kugel (nicht die aus Pistole oder Gewehr) habe ich beispielsweise nur zum Sportfest gesehen und sollte sie dann weit genug stoßen, um ein Sportabzeichen zu erreichen. Übrigens, „Hammerwerfen ist Kugelstoßen mit Verlängerungskabel.“ (S. 272)

Ich habe beim Lesen einiges gelernt. Vor allem, welche Sportarten ich nicht ausüben möchte. Und dass sich beim Tischtennis auch der Schläger aufwärmen muss. Außerdem habe ich mich sehr amüsiert. Wenn Boxer mit misstrauischen Schildkröten verglichen werden oder Diskuswerfer mit tanzenden Bulldozern, wenn er auch das Trampolin assoziativ mit Schildkröten verknüpft und beim Intervalltraining an tropischen Regenwald denkt – ja, dann trainiere sogar ich ein paar Muskeln.
Gefallen hat mir auch der Sprachgebrauch. Kostprobe? (Sie haben eh keine Wahl:)

S. 170: „Dann gebe es Momente, in denen sie [seine Judotrainerin] nicht wisse, ob sie geworfen habe oder geworfen wurde. Ich weiß noch nicht, ob ich gefallen bin oder Gefallen gefunden habe.“

S. 233: „Von allen Sportarten erschien mir Gewichtheben als die unattraktivste. Weil sie eine Fähigkeit fördert, die im Leben selten zum Tragen kommt – eigentlich nur, wenn man gerade umziehen muss …“

 

Unfair, warum ernte ich für sowas „Hat-sie-jetzt-nicht-gesagt“-Blicke? Nichtsdestotrotz: ein sehr lesenswertes Buch. Zu finden natürlich bei den Sportbüchern in der 3. Ebene.

 

G 910 Trojanow, I.: "Meine Olympiade"

Weitere Lesedisziplinen:

G 106: "Olympia - Mythos, Sport und Spiele" von Karin Kreuzpaintner; "Olympische Spiele - eine Kulturgeschichte von 1896 bis heute" von Klaus Zeyringer

G 107: "299 schlaue Dinge über Sport, die jedes Kind wissen sollte" von Andreas Beune

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