Science Fiction – die Kunst über das Ende der Welt zu schreiben…

Literaturempfehlung

 

Man kann zwar nicht direkt von einem "Hype" sprechen, trotzdem scheinen Bücher, Filme und Serien, die sich mit einer Gesellschaft nach unserer Gesellschaft befassen, irgendwie im Trend zu liegen. Die Menschheit in Zeiten der Postapokalypse ist durchaus ein interessantes Thema. In Filmen und Serien ist es derzeit ganz gern ein (Zombie-)Virus, der die Menschheit dahinrafft, aber auch andere "Endzeitszenarien" sind möglich.


Kass Morgan beschreitet mit ihrer Reihe „Die 100“ eine beängstigende – aber durchaus realistische – Richtung: ein Atomkrieg zerstört – ja besser noch verstrahlt – die Erde. Die letzten Überlebenden der Menschheit haben sich auf eine Art Raumstation außerhalb der Atmosphäre zurückgezogen und warten darauf, auf die Erde zurück kehren zu können. Die Reihe beginnt damit, dass 300 Jahre nach dem Atomkrieg 100 jugendliche verurteilte Straftäter auf die Erde geschickt werden sollen, um zu testen, ob diese wieder bewohnbar ist. Das klingt erstmal furchtbar – könnten sie doch innerhalb kürzester Zeit an der Verstrahlung sterben – passt aber letztendlich in die eiskalten Regeln, die sich eine Gesellschaft unter Schwerstbedingungen anscheinend auferlegt. Denn tatsächlich ist dieser Versuch für die „Testpersonen“ die einzige Überlebenschance, weil die Regeln auf der Raumstation besagen, dass selbst für kleinste Vergehen die Todesstrafe erteilt wird. Aus der Sicht von 4 Personen konstruiert sich die Erzählung, wobei sowohl die „Gegenwart“ erzählt als auch die „Vergangenheit“ erklärt wird. In den "irdischen" Kapitel wird schnell klar, dass die Überlebenden der Raumstation natürlich nicht die letzten Menschen sind und auch auf der Erde mehr geblieben ist als nur Ruinen. Aber tatsächlich sind 3 Bände nötig, um die Geschichte so weit zu erzählen, dass man endlich glaubt, alles Wichtige zu wissen, alle Andeutungen verstanden und aufgelöst zu haben und alle Puzzleteile zu kennen, fertig - Happy End. Und dann kommt Band 4 – und man kann sich als Leser ganz entspannt in das Geschehen ziehen lassen und neues über die Postapokalypse erfahren.

Ein ähnliches Konzept verfolgt Anna Mocikat mit „MUC“ – auch hier ist die Handlung nach Band 1 irgendwie nicht richtig abgeschlossen, es sind nicht alle Fragen beantwortet, obwohl – anders als bei Kass Morgan – das Ende auch so stehen bleiben könnte und das Buch auch ohne Fortsetzung einen sinnvollen Abschluss hätte. In „MUC“ zerstört ein Virus, das (mit Ausnahme der Protagonistin Pia) nur rothaarige Menschen überleben lässt, die Gesellschaft, wie wir sie kennen. Mehrere Generationen nach „dem großen Sterben“ scheinen sich nur sehr wenige Menschen an unsere Kultur zu erinnern und entsprechend befremdlich scheint die Welt, in der sich Pia bewegt. Einige Andeutungen über Überbleibsel unserer Gesellschaft wirken ziemlich gezwungen, im Großen und Ganzen sind die Vergleiche und Beschreibungen aber ansprechend. Leser, die sich in München gut auskennen, werden hier sicherlich einiges wiedererkennen – ich dachte eher „Schade, dass es nicht „BER“ heißt, dann hätte ich vielleicht auch irgendwas wiedererkannt…“, aber ganz ehrlich: dann wäre wohl der erste Band noch nicht fertig – geschweige denn 3 + eine Vorgeschichte + 2 Zwischengeschichten. Ob man davon wirklich alle lesen muss, weiß ich nicht, Fakt ist aber: die „große Frage“ vom Ende des ersten Teils löst sich schon gleich am Anfang des zweiten ("Die verborgene Stadt") auf – soweit bin ich schon… Und ich denke, dass ich zumindest die Trilogie noch auslesen werde, denn spannend ist die Thematik in jedem Fall: Was wird aus den Menschen, wenn die uns bekannten Strukturen zerbrechen und unser Wissen und unsere Werte verfallen?
Ich bin definitiv mit der Science Fiction Literatur noch nicht durch, also bin ich wohl doch im „Postapokalypsen-Hype“

 

Für alle Interessierten:

Morgan, Kass: Die 100, Die 100 - Tag 21, Die 100 - Heimkehr, Die 100 - Rebellion

Mocikat, Anna: MUC, MUC - Die verborgene Stadt, MUC - Das Geheimnis von Utilitas

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