Hamsterleihe gefällig?
Liebe Leser,
haben Sie sich im Frühling 2020 auch gefragt, warum wochenlang überall das Toilettenpapier ausverkauft war? Und dann im Herbst (wenn auch nicht so lange) gleich schon wieder? Ich meine, ernsthaft: Jeder, der im Frühling durch unkontrolliertes Horten eine Mitverantwortung an den leeren Regalen trug, konnte doch unmöglich im Herbst wieder den Drang verspüren, sieben oder acht oder 80 Pakete Toilettenpapier zu kaufen, oder? Der Kauf ist ja vielleicht noch das Eine, aber irgendwo muss das ganze Zeug ja dann hin und da lässt sich doch eigentlich vermuten, dass manche Leute von „verbraucht“ noch meilenweit entfernt gewesen sein könnten, oder nicht?
Liebe Leser, bitte wenden Sie nun den Blick auf das Bild zum Blog: Denn ich habe das Rätsel gelöst! Mit Hilfe des niedlichen Kinderbuches „Gordon und Tapir“ von Sebastian Meschenmoser konnte ich ermitteln, wieso der Bedarf an Toilettenpapier im Lockdown so gewaltig groß war und die Antwort ist so naheliegend: Langeweile. Während manche von uns dachten, es könne ja gar nicht sein, dass solch banale Dinge wie Hygiene-Artikel nicht ausreichend lieferbar wären (und gleich gar nicht davon ausgingen, dass dieser Wahnsinn sich wiederholen könnte), hingen andere chillig in einer Hängematte aus Toilettenpapier, auf dem Kopf einen Turban aus demselben Material und konsumierten Fruchtcocktails.
Um eins klarzustellen: In dem Buch geht es nicht um Corona oder einen Lockdown. Es handelt sich hier um die Geschichte einer Freundschaft zweier völlig verschiedener Charaktere, die in Streit geraten, weil sie zusammenwohnen und einfach zu allen Dingen der Lebensführung verschiedene Auffassungen haben und darüber, wie sie ihre Differenzen lösen – eine tolle Geschichte für Kinder (mit sehr wenig Text), die ich – wie es der Zufall so wollte – am Samstag vor Beginn des ersten Lockdowns entliehen habe – ohne großartig auf den Inhalt zu achten, ich habe an besagtem Samstag eingepackt, was mir in die Hände fiel.
Ja, liebe Leser, es ist nämlich nicht so, dass ich nicht voraus denke – ich horte nur einfach kein Toilettenpapier – ich hatte gehört „Zwei Wochen Kita zu“ [süß, wie naiv man damals war … zwei Wochen … = redaktionelle Anmerkung] und dachte, da brauchen wir gaaaaaaaanz viele Kinderbücher, Spiele und nur für den Fall der Fälle, dass ich meine bisherigen Erziehungsgrundpfeiler über den Haufen werfen würde, auch ein paar Filme … Märchen vielleicht … oder ganz kurze Zeichentrick- oder Animationsfilme … [PS: Wir brauchten tatsächlich auch ab und zu einen Film … aber wer, der versuchte, einen ganzen Lockdown lang Kindern ohne Spielplatz zu entertainen, brauchte das nicht?!? = noch eine redaktionelle Anmerkung].
Aber Sie fragen sich sicher, was genau Sie jetzt mit dieser Information anfangen sollen? Es ist doch so: Keiner von uns wünscht es sich, aber im Grunde rechnen doch schon die meisten mit einem weiteren Lockdown oder zumindest weiteren Beschränkungen. Und wenn der Fall einträte, hätten die Lebensmittelläden, in denen man (diesmal hoffentlich) auch (noch) Toilettenpapier kaufen kann, weiterhin geöffnet, die Bibliothek müsste dann wohl aber wieder komplett auf Abholservice (den wir auf Wunsch übrigens jetzt auch schon anbieten) umstellen.
Ich bin im ersten Lockdown mit meiner Hamsterleihe gut durchgekommen und rate Ihnen daher, in die Bibliothek zu kommen, zu stöbern und kräftig auszuleihen – was wäre der schlimmste Fall: Die Bibliothek schließt nicht und Sie geben ggf. Medien ungelesen wieder ab, oder müssen die Leihfrist verlängern und verlängern und nochmal neu ausleihen? Klingt für mich besser, als zu bedauern, nicht genügend Medien entliehen zu haben – und übrigens schaut Sie hier niemand komisch an, wenn Sie beutelweise Medien (oder Dinge aus unserem „Allerlei(h)“?) herausschleppen – im Geschäft mit mehreren Packungen der begehrten Hygiene-Artikel wäre ich mir da nicht so sicher ...
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