Schachtradition
Huldigungsbrauch
Seit über 1000 Jahren pflegen die Ströbecker ihre Schachtradition in verschiedenster Weise und entwickelten vielfältige Bräuche um das Spiel. Bereits im Mittelalter hatte sich die Sitte heraus- gebildet, dem Landesherren zum Regierungsantritt ein silbernes Schachspiel zu überreichen. Dafür blieben die Privilegien der Ströbecker erhalten. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg bedankte sich 1651 auf seiner Inspektionsreise, indem er dem Dorf ein Schachbrett mit kunstvollen Einlegearbeiten und silbernen Figuren schenkte. Das Brett kann noch heute im » Ströbecker Schachmuseum besichtigt werden.
Ebenso wie ein Brief des Preußenkönigs Wilhelm I. (später 1. Deutscher Kaiser) in dem er sich für das Huldigungsgeschenk anlässlich seiner Krönungs- feierlichkeiten 1861 bedankte.
Spiel mit Durchreisenden
Wenn ein Durchreisender in Ströbeck halt machte, wurde ihm eine Partie Schach gegen den Dorfschulzen angeboten. So auch dem Preußenkönig Friedrich II. (der Alte Fritz) 1773, der auf seiner Reise im Schachdorf Ströbeck seine Pferde wechseln ließ. Es heißt, dass er zwei Partien gewann und über die Spielkunst der Ströbecker moserte. Da habe ihm der Dorfschulze geantwortet: Das erste Spiel habe er gewonnen, weil er sein König sei, das zweite weil er sein Gast sei und nun könne man richtig spielen. Die dritte Partie soll der König darauf verloren haben und wütend davon geritten sein.
Hochzeitsbrauch
Im 17. Jh. musste ein junger Mann vor der Hochzeit seine Braut mit einer Partie Schach gegen den Dorfschulzen erspielen. Verlor der Bräutigam, musste er ein Strafgeld in die Gemeindekasse zahlen. Seit 2007 lebt der Brauch wieder auf und künftige Ehemänner spielen erneut um ihre Braut.
Lebendschach
Das 1688 eingeführte Spiel mit lebenden Figuren in schönen Kostümen ist bis heute eine Attraktion bei Schach- und Heimatfesten. Seit Mitte des 20. Jh. hat das Lebendschachensemble Auftritte in ganz Deutschland und Europa und repräsentiert das Schachdorf Ströbeck. » mehr über das Lebendschachensemble
Schulschach
1823 wurde Schach als Prüfungsfach in der Schule eingeführt. Auch heute ist es Pflichtfach von der 2. bis 4. Klasse in der Ströbecker Grundschule „Dr. Emanuel Lasker“. Zusätzlich wird eine Schach AG angeboten. Als weiteren Ansporn wird seit 1823 jährlich ein Wettstreit um ein spezielles Ströbecker Schachbrett und Figuren ausgetragen. Schachsymbole an den Häusern mit Jahreszahlen zeugen von dem Stolz der Gewinner. Weitere jährliche Traditionsspiele sind das „Emanuel-Lasker-Gedenkturnier“ in der Vorweihnachtszeit, an dem Schüler als Einzelkämpfer teilnehmen können, und das „Familienschach“ am 1. Advent, an dem Kinder und Jugendliche der 1. bis 10. Klasse mit einem Familienmitglied antreten.
Schachverein
Durch den 1883 gegründeten » Ströbecker Schachverein entstanden weitere Schachwett- kämpfe und -turniere außerhalb der Schule und sind bis heute fester Bestandteil des Dorflebens. Auch Schachkongresse fanden seit 1885 in Ströbeck statt. Seit 1960 organisiert der Verein sein internationales Mai-Turnier und das parallel stattfindende Schach- fest. Dazu tritt das Lebendschachensemble auf und die Schüler bekommen feierlich die Gewinnerbretter und -figuren überreicht. Alle zwei Jahre im September findet die Deutsche Sparkassen-Schachmeisterschaft statt und 2011, 2013 und 2015 wurde das Internationale Deutsche Jugendschachturnier des Deutschen Schach- bundes in Ströbeck ausgerichtet.
Schach Musical
Als Ströbeck 2006 Gastgeber für die Kulturdörfer Europas war, wirkten über 100 Ströbecker und Freunde in dem zweistündigen Musical „Ströpker Zeitsprünge“ mit, in dem die Ströbecker Schachgeschichte erzählt wurde. Auch im Jubiläumsjahr “1000 Jahre Schach” 2011 beteiligten sich wieder unzählige Ströbecker an dem Musical „Guncellin 2011 – So könnte es gewesen sein“, das erneut die Schachgeschichte zum Gegenstand hatte. Für diese Theaterstücke beauftragte die Gemeinde den Autor Jürgen Westphal und den Komponisten Christoph Zwiener.
Schachmuseum
Im Schachmuseum werden viele Zeugnisse der Ströbecker Schachtradition und Schachgeschichte ausgestellt, wie das Kurfürstenbrett von 1651, Kostüme des Lebendschachensembles oder der Brief des Preußenkönigs von 1861. Gezeigt werden auch die internationale Schach- geschichte, unterschiedliche Schachspiele verschiedener Völker, Kunst und Schach, Schachvarianten zum Ausprobieren sowie jährlich wechselnde Sonderausstellungen.