Trauer um Ehrenbürger Werner Hartmann

Die Stadt Halberstadt trauert um ihren Ehrenbürger Werner Hartmann. Nach 99 Lebensjahren hat sich der Lebenskreis eines großen Halberstädters geschlossen. Werner Hartmann war Ehrenbürger der Stadt Halberstadt, Träger der Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt und Kulturpreisträger der Stadt. Vor allem war er aber eines: Der Chronist seiner Stadt.

Geboren am 5. März 1923 in Bad Bibra, lebte er seit 1926 in Halberstadt, welches zu seiner „echten Heimat“ werden sollte. Er lernte in seiner Kinder- und Jugendzeit die über die Jahrhunderte gewachsene, beschauliche Fachwerkstadt lieben, ging in der Bismarckstraße zur Knabenvolksschule und später auf das Domgymnasium. Er sah die dunkeln Wolken über Deutschland aufziehen, in seiner Erinnerung prägten sich die Bilder der Straßenschlachten und Hetzkampagnen der 1930er Jahre tief ein. 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und aus dem er im Juli 1945 zurück in seine Heimatstadt kehrte. Hier hatte der Krieg für die kommenden Jahrzehnte sichtbare Zerstörung hinterlassen. Dennoch, er blieb seiner Stadt verbunden, gründete hier eine Familie, arbeitete als Drogist und bildete sich zum respektierten Berufsschullehrer fort. Als solcher arbeite er an der Kaufmännischen Berufsschule bis zum wohlverdienten Ruhestand im Jahr 1988.

Die Erfahrungen des Krieges und die der Zerstörung am 8. April 1945 brachten ihn dazu, über seine Stadt zu schreiben, um die Erinnerung an das alte Halberstadt zu bewahren und das neue Halberstadt zu dokumentieren. Zur Grundausstattung gehörten fortan die Kamera und die berühmte Schreibmaschine, mit der er bis ins hohe Alter seiner Berufung nachgegangen ist. So entstanden über 20 Bücher und unzählige Artikel, Broschüren, Texte und Filme.

Sein privates Archiv, Grundlage seiner Arbeit, vermachte er der Stadt Halberstadt. In großer Verantwortung wird es durch das Städtische Museum und das Stadtarchiv betreut und aufgearbeitet.

Sein Engagement als Brückenbauer zu den überlebenden Halberstädter Juden und seine Dokumentation und Überlieferung einzelner jüdischer Schicksale fanden ihre Würdigung in der Verleihung der Moses-Mendelsohn-Medaille.

Oberbürgermeister Daniel Szarata: „Ein guter Mensch ist von uns gegangen. Halberstadt verliert einen umsichtigen, mitfühlenden und immer hilfsbereiten Bürger. Als Chronist seiner Zeit, welche eine Lebensspanne von fast 100 Jahren umfasst, hat er Bleibendes für Halberstadt geschaffen. Seine Arbeit wird künftigen Generationen dazu dienen, die Geschichte der über 1.200-jährigen Bischofsstadt bis heute zu verstehen. Das ist sein Vermächtnis: Wer künftig etwas über Halberstadt und seine Zeit erfahren will, wird immer auf Werner Hartmann treffen.“

Stadtratspräsident Dr. Volker Bürger: „Werner Hartmann hat mit seiner Arbeit seine Liebe zur Stadt an die Halberstädter weitergeben. Er hat mit seiner ehrenamtlichen Arbeit dazu beigetragen, die Erinnerungen an die erlebten Zeiten zu bewahren und stets einen optimistischen Blick für die Entwicklung der Stadt zu haben. Seine größte Freude neben seiner Familie war es, die Stadt in der Zeit nach der Wende 1989 wieder aufblühen zu sehen. Ich bin dankbar, von Werner Hartmann viel Wissen über unsere Stadt erfahren zu haben.“

Unser tiefes Mitgefühl gilt der Familie von Werner Hartmann.

 

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