Unsere neuen (Sachbuch-)Bestseller
Teil 1
Liebe Leser,
vielleicht haben Sie schon einmal bemerkt, dass wir regelmäßig die Spiegel-Bestseller-Liste aushängen. Dort können Sie dann auch gleich sehen, welche Bücher der Liste wir wo genau im Bestand haben, welche erst bestellt oder schon geliefert sind und wo (noch) Lücken klaffen. Natürlich sind wir immer bemüht, Ihnen eine große Vielfalt interessanter und lesenswerter Literatur zur Verfügung zu stellen und natürlich finden wir solche Literatur nicht nur auf der Bestsellerliste.
Davon, dass auch nicht jedes Buch, das einen Platz auf dieser Liste belegt, am Ende wirklich literarisches Gold ist, will ich mal gar nicht reden – gute Literatur ist immer eine Geschmacksfrage … Die Bestsellerliste ist für mich trotzdem auch ein wichtiger Orientierungspunkt; denn es wird tatsächlich häufiger nach Bestsellern gefragt.
Bei der Beschaffung spielt mein persönlicher Geschmack keine Rolle. Ob ich ein Buch interessant finde oder nicht, ist nicht das Kriterium, nach dem ich meine Entscheidung treffe, es zählt nur das, was die Leser vermutlich am meisten interessiert …
Hier im Blog darf meine persönliche Meinung dann doch mal eine Rolle spielen. Denn wie soll ich Ihnen etwas empfehlen, dass ich selbst nicht lesenswert finde? Oder warum sollte ich Ihnen Titel vorenthalten, wenn ich diese Bücher doch wirklich sehr empfehlen möchte? Sehen Sie, da fallen mir auch keine Gründe ein, also los:
Da wir nun ganz frisch einige neue Bestseller im Bestand haben und ich in einige (weil sie zu meinen Lektoraten gehören) auch schon hineingelesen habe, dachte ich, ich sollten Ihnen da mal ein paar empfehlen.
Ein Bestseller, den ich, wenn es nach meinem Geschmack ginge, definitiv nicht bestellt hätte, ist von Mareice Kaiser: Das Unwohlsein der modernen Mutter.
Zum Systematisieren und Verschlagworten musste ich nun aber hineinlesen und war positiv überrascht. Ja, klar, wie in jedem Ratgeber oder jeder Beschreibung gesellschaftlicher Tendenzen oder Probleme teile ich nicht jede Aussage der Autorin – manches sehe ich ähnlich, anderes war mir nicht bewusst und bedarf genauerer Recherche bzw. Beobachtung, wieder anderes sehe ich völlig anders. Aber das Buch ist kurzweilig zu lesen und besticht an mehreren Stellen mit einem trockenen und dabei sehr klarem Humor – ich unterstelle Ihnen jetzt einfach mal, liebe Leser, dass Sie diese Art von Humor schätzen … würde ich vermuten …
Durch den mitreißenden Schreibstil entsteht hin und wieder auch mal ein Selbsterkennungsmoment oder zumindest ein Moment anerkennender Bewunderung. Ich war zum Beispiel schwer beeindruckt, dass M. Kaiser ohne Unterbrechung eine Waschmaschine vollständig (also inklusive Waschmittel) beladen und anschalten kann und hinterher keine Stimme aus dem Off ruft: „Ich wollte den Knopf drücken!“ Ich hatte wirklich echt richtig Respekt – aber dann wischt das Ferkel von Autorin ihrem Kind den Hintern ab und wäscht sich hinterher nicht die Hände! Nein, wirklich, allen Respekt verspielt! Auch Kinderkacke ist Kacke! (Ich bitte die Wortwahl zu entschuldigen, ich habe hier den Sprachstil des vorliegenden Buches adaptiert.)
Aber alles in allem handelt es sich um ein lesenswertes, gut recherchiertes Buch. Einen Punktabzug gäbe es von meiner Seite für den Gebrauch des Wortes Freund*innenschaft – ich sehe in diesem Wort überhaupt keinen personellen Bezug, da komme ich beim gendern irgendwie nicht mehr mit – trotzdem lässt sich das Buch flüssig lesen und besticht insgesamt durch eine klare und verständliche Sprache.
Machen Sie sich doch gern selbst ein Bild …
Mareice Kaiser: Das Unwohlsein der modernen Mutter E 713
Weitere Bestsellerempfehlungen folgen in Kürze …