Läuft ...
Geschichten aus der Bibliothek
Liebe Leser,
darf ich davon ausgehen, dass Sie in Halberstadt und/oder näherer Umgebung wohnen und/oder arbeiten? Gut, dann muss ich Ihnen ja nicht die hiesige Wetterlage des vergangenen Mittwochs erläutern. Das werden Sie wohl nicht verpasst haben ...
Auf der Habenseite steht schon mal, dass Juni war und nicht Oktober und der Regen daher eine, nennen wir es mal, moderate Grundtemperatur hatte. Auf der Sollseite steht: Sollte sich der Niederschlag nicht besser gleichmäßig verteilen, so jeden Tag ein bisschen, an manchen Tagen auch ein bisschen mehr?
Jetzt fragen Sie sich bestimmt, warum mich dieses Thema so sehr beschäftigt, dass ich ihm einen ganzen Blog widme - schließlich war der schlimmste Regenguss ja mitten am Tag, und wir sitzen ja hier in unseren altehrwürdigen Mauern sicher, warm und trocken ... Tja, wenn es mal so gewesen wäre ...
Denn vor unserer Notausgangstür, die auf die Innenseite des Petershofs führt und praktisch nie geöffnet wird, weil es sich dabei ja um einen Notausgang handelt, bildete sich ein kleiner Stausee, hübsch anzusehen mit oben schwimmendem Laub und rasant wachsend.
Theoretisch befinden sich dort zwei kleine Ablaufschächte, die Seenbildungen verhindern sollten - theoretisch eine gute Idee. Regenwasser scheint aber noch ungeduldiger als ich zu sein, wenn es ums Anstehen und Warten geht, daher entschied es sich wohl einfach zu neuen Ufern aufzubrechen ...
Also drückte eine nicht unerhebliche Menge Wasser durch die Tür in die Bibliothek und nahm gleich den kürzesten Weg Richtung Kinderbibliothek und Veranstaltungskeller - zwei Teile der Bibliothek, die an einem gewöhnlichen Mittwochvormittag nicht unbedingt stark frequentiert sind ...
Als wir den Einbruch bemerkten, hatten sich auch schon "Indoor-Seen" gebildet und der Wasserfall, der die Treppe zum Veranstaltungskeller hinablief, hätte gut als touristische Attraktion getaugt - ein Gedanke, der uns aber nicht kam, denn nun hieß es ohne Zögern erstmal: Kibi (kurz für Kinderbibliothek) retten. Jeder Versuch, das eindringende Wasser zu beseitigen, war jedoch zum Scheitern verurteilt, solange der See vor der Tür nicht verschwand und der machte gar keine Anstalten dazu - er wuchs sogar dreist immer weiter!
Das hätte man sich mit der sintflutartigen Niederschlagsmenge erklären können oder man stellt die Vermutung an, dass die Abflüsse vor der Tür verstopft sein könnten. Wir entschieden uns für letzteres ... Folglich standen keine zwei Minuten später Frau M. und ich etwas mehr als knöcheltief aber noch nicht knietief im Wasser und versuchten, die Abflüsse zu befreien. Dazu folgende zwei Erkenntnisse: 1. Das war echt mal nötig. Und 2. Das brachte überhaupt nichts. Anders als das sich daran anschließende Abschöpfen des Wassers, das brachte dann tatsächlich eine ganze Menge - kaum war der See trockengelegt, wurden wir in der Bibliothek auch Herr der Lage.
Fazit: Bestand gerettet, schwere Schäden abgewendet und eine Geschichte für den Blog erlebt.
Und nun fragen Sie sich bestimmt, welche Art von Veranstaltungsankündigung oder welche Ausleihempfehlung jetzt darauf aufbauen soll. Ich hatte erst überlegt, Ihnen Bücher zur Klimakrise zu empfehlen, aber dann fand ich folgende Empfehlung einfach witziger: Schon etwas älter, aber schon allein durch die erstklassige Besetzung ein grandioser Film: Noah.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und - wenn Sie es möchten - ein anregendes Filmvergnügen ;)