Geschichten aus der Bibliothek - oder doch von der Couch?

Ein Filmtipp

Liebe Leser,

denken Sie noch daran, dass morgen, also am Samstag, dem 11.09.2021, die Sommerhöfe stattfinden?!
Was haben Sie bei letzten Sommerhöfen gemacht? Ich kann Ihnen nicht mehr so genau sagen, was ich alles gemacht habe, aber ich weiß, was ich nicht gemacht habe: Ich habe nicht gesehen, wie das Känguru-Baby in der Bibliothek mit der Flasche gefüttert wurde! Verdammt nochmal! Ich habe alles Mögliche gemacht und dachte dabei auch ziemlich lange, dass es ein schöner Abend war, aber dann haben mir meine Kolleginnen gesagt, dass Joey, das (damals noch) Känguru-Baby zu Besuch war und ein Fläschchen bekommen hat! Verdammt, muss das süß gewesen sein und ich habe es verpasst! Ganz zu schweigen davon, dass Kängurus einfach immer der Wahnsinn sind und ich ständig das Pech hatte, das besagte Beuteltier zu verpassen – jetzt wohnt er ja im Känguru-Gehege, das war’s dann also mit Känguru aus der Nähe bestaunen … Da bleiben nur die Möglichkeit eines Besuchs im Tiergarten und der Jubel aus der Ferne … Und vielleicht zum Trost Känguru-Filme …
Da fällt mir doch spontan ein, dass ich Ihnen, liebe Leser, ja noch den Film „Die Känguru-Chroniken“ empfehlen wollte. Sie erinnern sich vielleicht, dass ich Ihnen einmal die Bücher und/oder Hörbücher empfohlen habe, nun hier mein Tipp: die Verfilmung – entstanden 2020 und definitiv anders als die Bücher.
Dass der Film anders sein musste als die Bücher, ist keine Überraschung. Die Bücher erzählen viele kleine Episoden, Zusammenhänge werden manchmal gar nicht und manchmal erst sehr spät deutlich – es passt immer irgendwie alles zusammen, aber es gibt keine lineare Erzählung. So etwas lässt sich filmisch nicht gut umsetzen, da braucht es eine klare Handlung, einen Anfang, ein vernünftiges Ende und eine gewisse Struktur, um vom Ersten zum Letzten zu gelangen. Es war für mich also wenig überraschend, dass der Film anders sein musste als die Bücher. Und trotzdem fällt es mir nicht leicht, zu entscheiden, ob es gut war, dass ich die Bücher vorher kannte oder eher kontraproduktiv. In manchen Szenen wurden die Episoden der Bücher so stark gekürzt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand, der nur den Film gesehen hat, versteht, warum das jetzt lustig sein soll (reine Hypothese, aber die Kontrollgruppe dieses Versuchs saß übrigens neben mir und hat tatsächlich weniger gelacht als ich – aber er ist bei so ziemlich jedem Film schwerer zu beeindrucken, als ich es bin). Andererseits kann man natürlich nur von einer schwachen Umsetzung enttäuscht sein, wenn man die Grundlage kennt und schon eine gewisse Vorstellung hat. Ich habe den Marc-Uwe in den Büchern z. B. als einen ziemlich coolen Typen wahrgenommen, der sich nicht über seine Karriere oder seinen Kontostand definiert, weil er sich nicht darüber definieren will – der nach seinen eigenen Maßstäben erfolgreich ist und der mit dem Känguru eine symbiotische (sowie ungewöhnliche) Freundschaft eingeht – eine einvernehmliche Freundschaft – Sie fragen sich jetzt, ob es auch anders geht: Ja, es geht anders, nämlich im Film … Dort fügt sich ein Verlierer-Typ, fast schon eine Memme, in seine Opferrolle und das Känguru erbarmt sich seiner, weil der Kerl sonst völlig verloren wäre.

Mein Fazit: Der Film erhält den „Witzig-Stempel“, er ist unterhaltsam für Kenner der Bücher sowie für Nichtkenner, für Känguru-Fans sowieso. Er ist nicht perfekt, aber erstens: Was ist schon perfekt? Und zweitens: Na und?
Am besten, Sie machen sich Ihr eigenes Bild dazu:

Die Känguru-Chroniken / Regie: Dani Levy ; nach den Büchern von Marc-Uwe Kling
Interessenkreis: Satire

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