Fundgrube Bibliothek
Dass zu meinen Aufgaben auch die Auskunftstätigkeit gehört, habe ich inzwischen ja schon häufiger „angedeutet“, aber ich habe Ihnen, liebe Leser, noch nie geschildert, was das unter Umständen bedeutet. Höchste Zeit, Ihnen einen kurzen Einblick zu ermöglichen…
Sehr häufig „suchen“ die Leser bestimmte Medien – ich habe jetzt kein konkret auswertbares Zahlenmaterial, aber eine ungefähre Analyse der eingehenden Anfragen ergab folgende Häufigkeiten: ca. 80% „Entschuldigung, können Sie mir helfen? Ich suche …“, ca. 15% „Äh, Toilette?“ und ca. 5% Diverses wie z.B. „Haben Sie gesehen, wo mein (Enkel-)Kind hin gelaufen ist?“ „Wie lange haben Sie heute geöffnet?“ oder „Gibt’s für den Kicker da oben auch einen Ball?“
Ich räume ein, dass Anfragen aus der Rubrik Diverses durchaus Schnittpunkte mit der Kategorie Suche vorweisen können. Da es sich hierbei aber eher um Beobachtungen als um konkrete statistische Erhebungen handelt, halte ich eine nähere Unterteilung für nicht zielorientiert – wenn nicht sogar unnötig irreführend…
Aber worauf ich eigentlich hinaus wollte: Da also der überwiegende Teil der Anfragen sich mit der Suche nach etwas (oder jemandem?) befasst, gehört "suchen" folglich zu meinem Stellenprofil. Damit meine ich nicht zwangsläufig auch „recherchieren“. Natürlich „suchen“ Leser oft ein bestimmtes Buch, einen speziellen Film oder tatsächlich Literatur zu einem spezifischen Thema und natürlich sind solche Anfragen ohne eine Recherche nicht sinnvoll zu beantworten. Und dann gibt es da auch noch die Suche nach einem verschwundenen Medium, das eindeutig dort im Regal stehen müsste, da aber einfach nicht steht! Solche Suchaufgaben erfordern häufig Kombinationsgeschick, Ehrgeiz und teilweise Ausdauer, um ein glückliches Ende zu finden (Wortwitz beabsichtigt).
Aber wir suchen tatsächlich auch gar nicht so selten allerlei anderes: Lesebrillen (oder dann eben die Brille zum weit gucken, weil der Leser die Lesebrille ja jetzt gerade trägt), Bibliotheksausweise, Merkzettel oder – mein persönlicher Favorit – das Portmonee (denn da stellt sich mir ganz zwangsläufig die Frage, was die Leser (ja: Mehrzahl!) dazu bewogen hat, das Portmonee aus der Tasche zu nehmen und anschließend (kein Witz) ins Regal zu legen?). Wir bekommen auch Anrufe, ob denn in einem der gestern abgegebenen Bücher noch das Lesezeichen sei? (Es handele sich dabei um eine Kreativarbeit der Kinder aus dem Werkunterricht, ein Erbstück oder einen vollständig ausgefüllten und unterschriebenen Überweisungsträger…) Und natürlich weiß der Anrufer nicht mehr, welche Bücher er gestern abgegeben hat („Das müssen Sie doch nachgucken können!“ „Nein, das kann ich leider nicht, ich kann nur sehen, was Sie jetzt gerade entliehen haben. Darüber hinaus wird nichts gespeichert, dürfen wir auch gar nicht: Datenschutz...“ „Und was nun???“). Sie merken also: Suchen ist ein elementarer Bestandteil bibliothekarischer Arbeit. Suchen, Recherchieren, Suchen, Durchforsten, Suchen, Aufstöbern und vor allem Suchen.
Aber auch wer nicht sucht, der findet! Und wir finden einiges. Denn als Lesezeichen taugt eigentlich fast alles: Postkarten (beschrieben, unbeschrieben, mit Poststempel oder ohne), Geldscheine (vom 5€-Schein über den „Fuffi“ bis hin zum 100-DM-Schein!), aber auch „außergewöhnliches“ wie eine Geburtsurkunde, ein Sparbuch, ein Kondom (unbenutzt) oder das Abschlusszeugnis für die erfolgreich beendete Ausbildung – damals in der DDR… bereits 3 Stück… für verschiedene Abschlüsse… von verschiedenen Lesern… – die trotz freundlicher Information über unseren „Fund“ bisher immer noch nicht wieder abgeholt wurden…
Na hoffentlich haben die Leser einen Job und müssen sich gerade keinen suchen ;-)