Alles Gute
Wie fängt man frau eigentlich so einen Blogeintrag zum Internationalen Frauentag am besten an? Obwohl unser Team ja überwiegend aus Frauen besteht, fällt mir gerade nicht einmal eine thematisch passende Anekdote ein. Ich kann schließlich nicht einfach zusammenhanglos eine Kollegin zitieren, die sich über der Schale mit einzeln eingewickelten Pralinen den Kopf zerbrach: „Was war jetzt nochmal rot, war das weiß?“ (weiße Schokolade). Ups, jetzt habe ich es ja doch gemacht. Tut mir gar nicht leid. Bin trotzdem keinen Schritt weiter.
Nochmal von vorne:
„Frauen, die erfinden, sind rebellisch.“ So Melanie Jahreis in „Rebel Minds. 44 Erfinderinnen, die unsere Welt verändert haben“.
Schon besser. Ein Buchzitat macht sich ganz gut und es geht auch um Frauen.
Aber warum gelten Frauen und Mädchen, die sich einsetzen, etwas erfinden oder entdecken, eigentlich gleich als „rebellisch“? Und sind Männer das dann auch? Carl Friedrich Gauß, der Rebell? Thomas Alva Edison, der Aufmüpfige? Che Guevara, der … ach, ok.
Zurück zum Thema: Vielleicht liegt es daran, dass Frauen so oft erst Widerstände überwinden mussten und müssen:
- Es braucht für einige Mädchen und Frauen viel Ausdauer, bis ihnen in gleichem Umfang wie Jungen und Männern Zugang zu Bildung zugestanden wird - ich erinnere an Malala Yousafzai.
- Die unbezahlte „Care-Arbeit“, die viel häufiger von Frauen geleistet wird, verbraucht viel Energie und Freizeit.
- Und wenn sie dann noch den Anspruch erheben, für ihre Entdeckungen, Erfindungen etc. gewürdigt (wenigstens doch wahrgenommen) werden zu wollen, die man zum Teil ungerechtfertigterweise Männern zuschrieb/ zuschreibt …
Das hat sogar einen Namen. Margaret W. Rossiter zeigte die systematische Diskriminierung von Frauen in der Wissenschaft auf: den Matilda-Effekt. So geschah es zum Beispiel Lise Meitner (Stichwort Kernspaltung) oder auch Rosalind Franklin (Stichwort Doppelhelix-Struktur der DNA).
Es gäbe viele Geschichten zu erzählen. Exemplarisch sei hier Sophie Kowalewski, geboren 1850 in Moskau, erwähnt. Ihr Vater war der Meinung, dass eine gelehrte Frau eine Schande für die Familie sei. Man(n) wollte sie auch nicht zum Studium zulassen, aber Sophie ihrerseits ließ nicht locker, bis sie schließlich die erste Mathematik-Professorin der Welt wurde. Die Universität Stockholm bezahlte sie dafür allerdings zunächst nicht - sie musste von ihren Studenten Geld einsammeln. Später gestand man ihr als erster Frau die Aufnahme in die Russische Akademie der Wissenschaften zu, im Gegensatz zu ihren Kollegen jedoch nicht als ordentliches Mitglied. Und ich dachte, wir Frauen gälten als die ordentlicheren 😉.
Außerdem möchte ich noch Emmy Noether nennen, die für ihre Arbeit an der Universität Erlangen im frühen 20. Jahrhundert ebenfalls nicht bezahlt wurde (und später in Göttingen brauchte man auch ein paar Jahre).
Henrietta Swan Leavitt legte mit ihrer Methode die Grundlage für eine viel genauere Berechnung von Entfernungen im Weltall – in Harvard bekam auch sie (Überraschung!) anfangs gar keinen Lohn, dann 30 Cent pro Stunde. Selbst unter Berücksichtigung der Inflation läge das noch unter dem heutigen Mindestlohn des Bundesstaates Massachusetts.
Bevor das hier noch lange so weitergeht, wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen, alles Gute zum Frauentag. Und herzlichen Glückwunsch dazu, dass wir statistisch gesehen seit dem 6. März für unsere Lohnarbeit bezahlt werden! #EqualPayDay
Zum Selber- und Weiterlesen: „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez (E 713); „'Was wollt ihr denn noch alles?!'“ von Alexandra Zykunov (E 713); „Die großen Unbekannten der Mathematik“ von Kate Kitagawa und Timothy Revell (M 010); „Rebel Minds“ von Melanie Jahreis (Kinderbibliothek: Biografien) + „Hidden Figures“ (DVD Biografie).