Mit Qualifizierung gegen den Fachkräftemangel
Zahlreichen Firmen im Harz fehlen aktuell Fachkräfte, die Ursachen dafür sind vielfältig. Die Kommunale Beschäftigungsagentur (KoBa) leistet ihren Betrag zur Lösung des Problems mit einem intensiven Qualifizierungsprogramm für Langzeitarbeitslose, um dem Arbeitsmarkt Reserven zu erschließen, fordert aber auch ein Umdenken der Wirtschaft.
Ob Altenpfleger, Baufachleute oder Schweißer - im Landkreis Harz werden aktuell in vielen Bereichen ausgebildete Arbeitskräfte gesucht. Wie Gewerkschafter richtig bemerkten, muss diesem Fachkräftemangel einerseits mit besseren Arbeitsbedingungen, beispielsweise mit gerechter Bezahlung begegnet werden, damit qualifizierte Arbeitnehmer nicht abwandern. Andererseits sollte nach Ansicht der Kommunalen Beschäftigungsagentur (KoBa) auch die Aktivierung von Reserven des Arbeitsmarktes stärker in den allgemeinen Fokus rücken. Viele Unternehmen scheuen sich immer noch, neue Mitarbeiter beispielsweise auch aus dem Bestand an Langzeitarbeitslosen zu rekrutieren. Als Hauptargumente gegen eine Einstellung nennen die Personalverantwortlichen Arbeitsplatzferne oder veraltete Fachkenntnisse.
Damit haben Arbeitgeber zum Teil auch recht, doch diese Hemmnisse kann man in vielen Fällen mit geeigneter Qualifizierung abbauen, meint Dirk Michelmann, Eigenbetriebsleiter der KoBa. Wir begegnen Bewerberdefiziten deshalb mit einem intensiven Qualifizierungsprogramm. Aktuell fördert die KoBa beispielsweise berufliche Weiterbildung oder Umschulungen von Leistungsberechtigten im Zuständigkeitsbereich in weit mehr als 50 verschiedenen Lehrgängen per Bildungsgutschein. Alle Kernbedarfsfelder der Unternehmen kann man in diesem Maßnahmeportfolio finden.
Mehr als 3 Millionen Euro investiert die KoBa allein in diesem Jahr in die berufliche Weiterbildung von Langzeitarbeitslosen, um deren Jobchancen zu verbessern. Die Qualifizierungen erfolgen unter anderem in den Bereichen der Pflegeberufe, des Bauhaupt- und Nebengewerbes, in der Metallbranche mit den Schwerpunkt CNC- und Schweißtechnik, Verkauf, Hotel- und Tourismuswirtschaft sowie Lager- und Logistikberufe.
Ausgebildet wird entsprechend der aktuell in den Unternehmen nachgefragten Fähigkeiten. Bei der Weiterbildung im Bereich Schweißen werden so z. B. vorrangig die aktuell in den regional ansässigen Betrieben genutzten Schweißverfahren geschult, damit die Lehrgangsteilnehmer gute Chancen für die Bewerbung vor Ort erlangen. Im Bereich der Altenpflege reicht das Qualifizierungsangebot je nach Anspruch von der Basis-Ausbildung über den Altenpflegehelfer bis zum Abschluss als examinierter Altenpfleger. Um den Umgang mit Berufssituationen der Altenpflege zu schulen, steht beispielsweise mit dem neu eingerichteten Pflegekabinett der Oskar Kämmer Schule in Wernigerode eine praxisnahe Lernumgebung zur Verfügung.
Zurzeit nutzen 660 Langzeitarbeitslose im Harzkreis die Möglichkeit, per Bildungsgutschein ihre beruflichen Fachkenntnisse aufzufrischen oder durch Umschulung in einen völlig neuen Berufszweig einzusteigen. Erfahrungsgemäß erhöhen sich damit die Chancen auf eine anschließende Anstellung.
Um das Fachkräfteproblem zu lösen, regt Michelmann aber auch ein Umdenken der Wirtschaft an: Wir unterstützen die Arbeitssuchenden dabei, relevante Fähigkeiten und Fachkompetenzen zu erlangen oder auszubauen und den so gestiegenen Anforderungen des heutigen Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Ungleich schwieriger ist es jedoch, auch die Vorurteile in den Köpfen der Personalentscheider abzubauen. Hier sei eine Änderung der Einstellungspolitik bei den Unternehmen notwendig, damit auch langzeitarbeitslose Bewerber eine Chance erhalten, sich im Unternehmen zu beweisen.