Die Hälfte des Weltbestandes dieser Art wohnt in Deutschland
Die reizvolle Landschaft des nordöstlichen Harzvorlandes geht bald in die fruchtbare Börde mit ihren hochproduktiven Landwirtschaftsflächen über. Dieses Gebiet ist seit langem auch bekannt für seine hohen Dichten an Greifvögeln.
Von außergewöhnlicher Bedeutung ist dabei vor allem der Rotmilan, da sich hier sein Weltdichtezentrum befindet. Die Hälfte des Weltbestandes dieser Art wohnt in Deutschland, was unter den rund 250 heimischen Brutvogelarten einzigartig ist, beschreibt Dr. Bernd Nicolai in seinen Zeilen die gegenwärtige Situation, wie sie sich im Vorjahr 2011, für den Rotmilan und andere Greifvögel im nordöstlichen Harzvorland darstellte.
Auf 26 beachtlichen Seiten, bestückt mit Tabellen und Diagrammen, vermittelt uns der Autor einen anschaulichen Eindruck über die Lebensweise dieser Greifvogelart. Sein Beitrag kann zudem mit einer Reihe von bemerkenswerten fotografischen Aufnahmen aufwarten, wie man sie bisher in dieser Form noch nicht gesehen hat, wenngleich das auserwählte Titelfoto für den Schriftband Nr. 29 nicht von ihm stammt, sondern von C. F. Robiller.
Das Zeitalter der digitalen Fotografie macht es möglich, Objekte aus der Ferne von Klein auf Groß heranholen zu können, gleich einem Fernrohr. Diese Technik macht sich, mit zunehmender Begeisterung und dementsprechenden Erfolg, auch Dr. Nicolai zunutze, sehr zum Leidwesen übrigens von mir, dies nur am Rande, habe ich doch in den zurückliegenden 1990er Jahren für das Heineanum schon einige Vogelbilder beisteuern können, als es diese bahnbrechende Technik noch gar nicht gab. Heute hingegen begnüge ich mich mehr und mehr mit der Beobachtung der gefiederten Sänger und überlasse das Feld getrost dem Naturkundler Nicolai. Apropos Nicolai: Fast schon zuviel des Guten, möchte man meinen, vermittelt uns in einem weiteren Beitrag, der sich gleichfalls mit dem Rotmilan beschäftigt, der Autor Michael Hellmann. Sein Aufsatz Der Bestand des Rotmilans Milvus milvus im Spätherbst und Winter in einem Schlafgebiet im nördlichen Harzvorland von 1995 bis 2011 fügt sich dem seines Vorgängers glänzend an.
Mit der Abhängigkeit des Legebeginns vom Vertikalvorkommen beim Buchfinken, beschäftigte sich Martin Wadewitz und über die Zweitbrut des Blaukehlchens im nördlichen Harzvorland erfahren wir in einem Aufsatz durch Stefan Hermann. Ein Auszug hieraus: An einem seit 1995 regelmäßig kontrollierten ca. 1 ha großen Torfstich 2 km östlich von Blankenburg (Landkreis Harz) konnte im Jahr 2005 erstmalig das Blaukehlchen Luscinia svecica cyanecula als Brutvogel nachgewiesen werden. Die Erstbesiedlung (?) des einstmaligen Flachmoores geschah im Zuge der rasanten Neu- bzw. Wiederbesiedlung Sachsen-Anhalts in den letzten 15 bis 20 Jahren. In den Jahren 2005 bis 2008 wurde dieses isolierte und nur aus einem Brutpaar bestehende Vorkommen intensiv beobachtet.
Wenn Sie neugierig geworden sind mehr über das seltene Blaukehlchen zu erfahren, ebenso über den Rotmilan, den Buchfinken und vieles andere mehr, so ist der nunmehr 29. Band der Ornithologischen Jahresberichte des Museums Heineanum genau das Richtige für Sie.
Mirco Grusche
Seit ein paar Tagen, noch ganz druckfrisch vom Halberstädter Druckhaus kommend, ist mit dem Band 29 ein weiterer lesenswerter Ornithologischer Jahresbericht aus dem Naturkundemuseum für Vogelkunde Heinenum erschienen. Das Titelbild von C. F. Robiller, zeigt einen Rotmilan auf dem Horst bei Ichtershausen im Ilmkreis, Thüringen. Foto: M. Grusche