Geschichte von Ströbeck

Im Jahr 995 wurde Ströbeck erstmals urkundlich erwähnt in einer Schenkungsurkunde von König Otto III. an das Kanonissenstift Quedlinburg zur Ausstattung seiner Schwester Adelheid. Da seit dem Mittelalter durch das Dorf eine Heer- und Handelsstraße und später Poststraße verlief, blieb es von Kriegen und Leid der Geschichte nie verschont. Durch die Landwirtschaft jedoch konnte es sich in langen Friedensphasen wieder erholen. So war der Großteil der Bewohner – über 200 – auch in der DDR in der LPG beschäftigt. Durch die landwirtschaftliche Organisation hatte das Dorf stets einen relativen Wohlstand. Auf dem fruchtbaren Boden gediehen Weizen und Zuckerrüben. Das Erbe der landwirtschaftlichen Genossenschaft ist nun in den Händen von zwei Privatbauern.An die Stelle der Landwirtschaft trat ein Zuwachs an handwerklichen Betrieben. Auch viele Frauen machten sich selbständig von der Zahnärztin bis zur Floristin. Durch seinen besonderen Charakter der 1000jährigen Schachtradition baut das Dorf den Tourismus ständig weiter aus. Am Schachplatz ist nicht nur das Schachmuseum zu finden, sondern auch das "Gasthaus zum Schachspiel" sowie der Schachladen und Schachdorfverlag, der vor allem Regionalliteratur verlegt. Ströbeck ist außerdem Mitglied der Vereinigung "Kulturelle Dörfer Europas". Ein Symbol dafür ist der Europapark der in der Form einer Landkarte Europas gestaltet ist und mit landestypischen Bäumen der 12 Mitgliedsländer versehen ist. 

 

Aus der Ortschronik

Eine zweite noch vorhandene Urkunde berichtet über eine Schenkung des Fleckens "Ströbecke" an das Stift Quedlinburg von Heinrich II. In seiner wechselvollen Geschichte war Ströbeck bis zum Jahre 1268 ein begehrtes Tauschobjekt zwischen den Bischöfen von Halberstadt, den Grafen von Regenstein und den Grafen von Hartesrode. 

1268 kam Ströbeck dann endgültig in den Besitz der Domprobstei Halberstadt. Ströbeck führt in seinem Wappen das Schachbrett. An vielen Häusern und sogar in der Wetterfahne des Kirchturmes ist das Symbol zu sehen. Die Wetterfahne eines alten Wartturmes, heute unter dem Namen "Schachturm" bekannt, zeigt außer dem Schachbrett die Jahreszahl 1011. Die Überlieferung berichtet, dass im Jahre 1011 dem Bischof Arnulf II. von Halberstadt von Heinrich II. ein Wendenherzog namens Gunzelin als Gefangener überwiesen wurde. Der Bischof ließ ihn in Ströbeck in den heute noch vorhandenen Wartturm sperren und setzte die Ströbecker Bauern zu seinen Wächtern ein. Die Langeweile quälte nicht nur den vornehmen Gefangenen, sondern auch seine Bewacher. Gunzelin erbat sich von den Wächtern ein scharfes Messer und Holz, schnitzte 32 Schachfiguren und malte ein Schachbrett auf den Tisch. Schliesslich lehrte er seine Wächter das Spiel, das von Generation zu Generation weitergetragen wurde. Man spielte in Familien, im Dorfgasthaus und in den Spinnstuben. Dies geschah zu jener Zeit, als das Schachspiel bestenfalls an Fürstenhöfen und in Klöstern bekannt war. Trotz der fast vollständigen Verwüstung des Dorfes im Dreißigjährigen Krieg ist diese Tradition bis heute erhalten geblieben. Es wurde Brauch und Tradition, dass die Männer von Ströbeck jedesmal den durchreisenden neuen Landesherren auf dem Dorfanger zu einer Partie Schach auffordern durften. Im 17. Jahrhundert kamen kurbrandenburgische Beamte nach Ströbeck, die mit den Bauern um die Staatssteuern spielen mussten. Die Bauern blieben regelmäßig Sieger, und die Abgaben blieben ihnen erlassen. Den grossen Kurfürsten wunderte es, dass seine Beamten jedesmal gegen die Bauern ihr Spiel verloren geben mussten. Am 13. Mai 1651 kehrte auch er in Ströbeck ein und setzte sich, wie in der Chronik berichtet wird, nach alter Sitte auf freiem Feld mit den Bauern vor das Schachbrett.
Der Ehrgeiz der Ströbecker wurde geweckt und sie ließen sich selbst von ihrem Kurfürsten auf dem Schachbrett nicht in die Enge treiben. Die Partie wurde zu ihren Gunsten entschieden. Als Anerkennung schenkte der Kurfürst den Ströbeckern ein kostbares Schachbrett, das heute im Schachmuseum zu sehen ist. Das in der Mitte des Rahmens eingelassene Wappen Kurbrandenburgs trägt folgende Inschrift:

"Dass Sereniß, Curfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg und Fürst zu Halberstadt, Herr Friedrich Wilhelm, dieses Schach-und Curierspiel am 13.Mai 1651 dem Flecken Ströbecke aus sondern Gnaden verehret und bei ihrer alten Gerechtigkeit zu schützen gnädigst zugesagt, solches ist zum ewigen Gedächtnis hierauf verzeichnet."

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